
Nicht nur im Deutschen gibt es Fremd- oder Lehnwörter. Sie wurden aus anderen Sprachen übernommen und nehmen im alltäglichen Sprachgebrauch einen so festen Platz ein, dass ihre tatsächlichen Ursprünge oft kaum noch ersichtlich sind. Bei anderen Worten ist vielleicht die Herkunft bekannt, aber nicht die Bedeutung. Ähnlich verhält es sich mit den Begriffen ‚impressiv‘ und ‚expressiv‘. Aus diesem Grund soll erklärt werden, was sie bedeuten und worin die Unterschiede zwischen den beiden Begrifflichkeiten liegen.
Was bedeutet impressiv?
Im informellen Sprachkontext wird ‚impressiv‘ vermutlich kaum verwendet. Vereinzelt begegnet man ihm im formalen Briefwechsel, möglicherweise auch im fachsprachlichen Rahmen. Deshalb erscheint ‚impressiv‘ aus heutiger Sicht als relativ veraltet.
Direkt übersetzt bedeutet das Fremdwort ‚beeindruckend‘. Als vergleichbare Synonyme kämen ‚faszinierend‘ sowie ‚außergewöhnlich‘ infrage. Die Wurzel dieses Adjektivs liegt entweder im Englischen (‚impressive‘ hat dieselbe Wortbedeutung) oder ging aus dem Lateinischen hervor (vgl. ‚imprimere‘). Das dazugehörige deutsche Substantiv ist ‚Impression‘. Im Deutschen gibt es hingegen kein entsprechendes Verb, in der englischen Sprache nimmt ‚to impress‘ diesen Platz ein.
‚Imprimere‘ heißt ebenfalls ‚beeindrucken‘, aber sinngemäß auch ‚einen Eindruck hinterlassen‘. Darin besteht eine weitere Entsprechung vom ‚impressiv‘.
Beispiel: Uri war gestern mit seiner Rede wirklich impressiv.
Dieser sehr gehoben klingender Satz stellt dar, dass Uri mit seiner wortgewandten Rede einen bleibenden Eindruck bei den Anwesenden hinterließ. Er hat sie allesamt beeindruckt. Genau das sagt ‚impressiv‘ als Eigenschaftswort aus. Konkret formuliert bedeutet es: Uri war beeindruckend, weil seine Rede einen Eindruck hinterlassen hat. Im Gegensatz dazu ist auch die folgende Interpretation korrekt: Uri hat bei den Gästen einen Eindruck hinterlassen, weil seine Rede beeindruckend war.
Was bedeutet expressiv?
Neben ‚impressiv‘ ist das Beiwort ‚expressiv‘ in der deutschen Sprache vorhanden. Genau wie im ersten Fall liegt hier wieder ein Adjektiv vor, das aus dem Lateinischen übernommen wurde. Mit ‚expressiv‘ wird ebenfalls eine Charaktereigenschaft beschrieben. Im Bereich der Kunst kommt dem Expressionismus ein weitreichender Bekanntheitsgrad zu. Als zusätzliches Substantiv fungiert die Abwandlung ‚Expression‘.
Beispiel: Uris Rede war so eine expressive Darbietung, er blühte beim Vortragen richtig auf.
Der Satz nimmt weniger Bezug auf die Rede, sondern vielmehr auf Uris eigene Wirkung. Er richtet sich an die Außenwelt. Die Silbe ‚ex‘ heißt ‚heraus‘, also ‚aus sich herauskommend‘. Das ist das Wesentliche des Expressiven. Aus diesem Grund lässt sich ‚expressiv‘ auch als ‚emotional‘, ‚gefühlvoll‘, ‚leidenschaftlich‘ oder ‚mitreißend‘ übersetzen.
In der Sprachforschung ist teilweise von expressiven Wortgattungen die Rede. Dieser Sammelbegriff meint Vokabeln mit einer gewissen Gefühlsbetontheit. Mit ihnen können Gemütslagen oder Standpunkte ausgedrückt werden.
Beispiel: Glücklicherweise war Uri heute mit dabei.
Das Adverb ‚glücklicherweise‘ verdeutlicht, dass der Sprecher Uris Anwesenheit zu würdigen weiß. Mehr noch: Er war froh darüber, ihn dabei gehabt zu haben. Auf expressive Wortgruppen trifft man sowohl im schriftlichen als auch im gesprochenen Rahmen.
Worin liegen die Unterschiede?
Zunächst teilen beide Worte durchaus Gemeinsamkeiten miteinander. Ihre Ursprünge liegen in der lateinischen Sprache, zudem gehören sie zur Gruppe der Adjektive. Sie beschrieben also Zustände oder Charakterzüge. Darüber hinaus gelten sie im zeitgenössischen Sprachgebrauch als recht unmodern. Ihre Verwendung beschränkt sich auf wenige Ausnahmen, vorzugsweise auf Gespräche beziehungsweise auf den Schriftverkehr zwischen Intellektuellen.
Ein wichtiger Unterschied liegt in ihren jeweiligen Bedeutungen. Vom Klang her sind sich die beiden Eigenschaftsworte ähnlich, hinsichtlich ihrer Aussagen muss differenziert werden. Bereits die Anfangssilben ‚im-‚ und ‚ex-‚ deuten auf diese Tatsache hin: Etwas Impressives prägt sich ‚ein, denn es bleibt ein Eindruck zurück. Das Expresssive drückt sich jedoch ‚aus‘, es ist nach außen gewandt.
Des Weiteren wirkt ‚expressiv‘ in der modernen Sprache ähnlich althergebracht wie ‚impressiv‘. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit, den Begriff ‚expressiv‘ im zeitgemäßen Umfeld anzutreffen, höher. Im gesprochenen Wort genauso wie in der Schrift. Die Kunst des Expressionismus trägt eventuell dazu bei. Davon abgesehen können selbst einzelne Wörter expressiver Natur sein, wenn ihnen eine besondere Emotionalität zukommt. Die Bezeichnung ‚impressive Begriffe‘ ist wiederum nicht gängig, da sie überhaupt nicht existiert.
Hinweis: Die Frage, ob das Verhältnis zwischen ‚impressiv‘ und ‚expressiv‘ als wirklich gegensätzlich angesehen werden kann, ist schwer zu beantworten. Verglichen mit Umschreibungen wie ‚introvertiert‘ und ‚extrovertiert‘ verhalten sie sich deutlich weniger gegenteilig zueinander, denn sie heben sich nicht notwendigerweise auf. Ein expressiver Charakter kann gleichzeitig beeindrucken, also impressiv sein. Ebenso gilt ein impressiver Charakterzug mit expressiver Wirkung nicht als Widerspruch. Aus diesem Grund können die unterschiedlichen Einleitungen ‚im-‚ und ‚ex-‚ mitunter irreführen.

Mein Name ist Anatoli Bauer und ich wohne ganz im Norden von Deutschland an der Nordseeküste in Husum. 1997 bin ich mit 9 Jahren als Spätaussiedler nach Deutschland gekommen. Seitdem habe ich mich leidenschaftlich gerne mit der deutschen Sprache beschäftigt und irgendwann ist die Idee zu einer Sammlung von Erklärungen für Fachwörter und Fremdwörter entstanden. Nun befinden sich hier auf Fachwort24.com über 500 Erklärungen für Fachwörter und die Sammlung wird regelmäßig erweitert.