Die menschliche Gefühlswelt ist komplex und vielschichtig. Jeder von uns durchlebt Höhen und Tiefen, Momente der Freude und der Trauer. Manchmal fühlen wir uns aufgrund bestimmter Ereignisse in unserem Leben oder aufgrund eines einfachen „schlechten Tages“ traurig oder deprimiert. Aber was bedeutet es, wenn diese Gefühle der Niedergeschlagenheit anhalten und beginnen, unseren Alltag zu beeinträchtigen? Wo zieht man die Grenze zwischen „deprimiert sein“ und „an einer Depression leiden“?
Definitionen
Um die Unterschiede zwischen dem Gefühl, „deprimiert“ zu sein, und einer klinischen „Depression“ zu verstehen, müssen wir zunächst die Begriffe genauer definieren und die diagnostischen Kriterien erläutern, die Mediziner und Psychologen verwenden, um eine Depression zu diagnostizieren.
Was bedeutet „deprimiert“?
Im alltäglichen Sprachgebrauch bedeutet „deprimiert“ in der Regel, dass man sich niedergeschlagen, traurig oder unmotiviert fühlt. Diese Gefühle können als Reaktion auf negative Ereignisse oder Umstände auftreten und sind in der Regel vorübergehend. Es ist wichtig zu betonen, dass solche Gefühle normal sind und zum menschlichen Erleben gehören. Sie können uns sogar dabei helfen, mit schwierigen Situationen umzugehen und Empathie für andere zu entwickeln.
Was bedeutet „depressiv“?
„Depressiv“ bezieht sich auf einen Zustand, der über das normale Maß an Traurigkeit oder Niedergeschlagenheit hinausgeht, das wir alle gelegentlich erleben. Eine klinische Depression, oft auch als „Major Depression“ bezeichnet, ist eine ernsthafte psychische Erkrankung. Sie wird durch eine Reihe von physischen und psychischen Symptomen gekennzeichnet, die über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen anhalten und das tägliche Funktionieren beeinträchtigen.
Diagnostische Kriterien für eine Depression
Die Diagnose einer Depression basiert auf Kriterien, die in medizinischen Handbüchern wie dem DSM-5 und dem ICD-10 festgelegt sind. Diese Kriterien umfassen eine Reihe von emotionalen, kognitiven, physischen und Verhaltenssymptomen. Dazu gehören anhaltende Gefühle der Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit oder des Verlusts des Interesses oder der Freude an Aktivitäten, die man früher genossen hat, sowie Veränderungen im Schlaf oder im Appetit, Konzentrationsprobleme, Müdigkeit, Gefühle von Wertlosigkeit oder Schuld und manchmal auch wiederkehrende Gedanken an den Tod oder Suizid.
Depression vs. Deprimiert: Hauptunterschiede
Jetzt, wo wir die Grundlagen und Definitionen geklärt haben, können wir uns tiefer in die wesentlichen Unterschiede zwischen dem Gefühl, „deprimiert“ zu sein, und einer klinischen „Depression“ einleben.
Schwere und Dauer der Symptome
Einer der Hauptunterschiede zwischen dem Gefühl, „deprimiert“ zu sein, und einer „Depression“ ist die Schwere und Dauer der Symptome.
Wenn jemand „deprimiert“ ist, können sie sich traurig, hoffnungslos oder entmutigt fühlen. Diese Gefühle können jedoch nach einigen Tagen oder Wochen, insbesondere wenn die zugrunde liegenden Probleme gelöst werden, abklingen. In der Regel beeinträchtigen diese Gefühle die Fähigkeit, tägliche Aktivitäten auszuführen, nicht in erheblichem Maße.
Eine „Depression“ hingegen ist durch tiefgreifende und anhaltende Symptome gekennzeichnet. Diese Gefühle der Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit oder des Interessenverlustes sind intensiver und beständiger. Sie dauern in der Regel mindestens zwei Wochen und können mehrere Monate oder sogar Jahre anhalten. Sie beeinträchtigen die tägliche Funktionsfähigkeit erheblich, einschließlich der Fähigkeit zu arbeiten, zu lernen, zu essen, zu schlafen und den Alltag zu genießen.
Auswirkungen auf das tägliche Leben
Der Unterschied in der Schwere der Symptome führt zu einem weiteren wichtigen Unterschied: der Auswirkung auf das tägliche Leben.
Jemand, der sich „deprimiert“ fühlt, kann normalerweise trotz der negativen Gefühle seine täglichen Aktivitäten fortsetzen. Sie können immer noch arbeiten, zur Schule gehen, sich um ihre Familie kümmern und an den meisten ihrer üblichen Aktivitäten teilnehmen, auch wenn sie sich dabei möglicherweise antriebslos oder traurig fühlen.
Bei einer „Depression“ sind die Auswirkungen auf das tägliche Leben jedoch weitreichender. Personen mit einer Depression haben oft Schwierigkeiten, die alltäglichen Aufgaben zu erfüllen, die die meisten von uns als selbstverständlich ansehen. Sie haben möglicherweise Schwierigkeiten aufzustehen, sich anzuziehen, zur Arbeit zu gehen oder sogar zu essen. Sie ziehen sich oft von Freunden und Familie zurück und verlieren das Interesse an Aktivitäten, die sie einst genossen haben.
Ursachen
Obwohl es viele Ähnlichkeiten zwischen dem Gefühl, „deprimiert“ zu sein, und einer „Depression“ gibt, können die Ursachen dieser beiden Zustände unterschiedlich sein. Hier werden wir diese Unterschiede näher betrachten.
Ursachen des Gefühls „deprimiert“ zu sein
Gefühle der Niedergeschlagenheit oder Traurigkeit sind normale Reaktionen auf negative Ereignisse oder Umstände im Leben. Sie können durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, einschließlich Stress bei der Arbeit oder in der Schule, Beziehungsschwierigkeiten, finanzielle Probleme, der Verlust eines geliebten Menschen oder einer geliebten Haustiers, gesundheitliche Probleme oder einfach nur einen schlechten Tag.
In der Regel sind diese Gefühle vorübergehend und beginnen sich zu verbessern, sobald sich die Situation verbessert oder die Person Wege findet, mit den Problemen umzugehen.
Ursachen einer Depression
Die genauen Ursachen einer Depression sind nicht vollständig verstanden und es wird angenommen, dass eine Kombination von genetischen, biologischen, umweltbedingten und psychologischen Faktoren eine Rolle spielt.
Genetik kann eine Rolle spielen, da Depressionen in Familien zu laufen scheinen, was darauf hinweist, dass Menschen, die nahe Verwandte mit Depressionen haben, ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung der Krankheit haben könnten.
Biologische Faktoren beziehen sich auf Veränderungen im Gehirn oder Ungleichgewichte in den Neurotransmittern, den chemischen Botenstoffen im Gehirn, die die Stimmung und das Verhalten beeinflussen.
Umweltfaktoren können auch eine Rolle spielen. Menschen, die traumatische oder stressige Ereignisse durchleben, wie den Tod eines geliebten Menschen, eine Trennung oder einen Jobverlust, haben ein höheres Risiko, an einer Depression zu erkranken.
Psychologische Faktoren beziehen sich auf Persönlichkeitsmerkmale und Denkmuster, die dazu führen können, dass Menschen anfälliger für Depressionen sind. Dazu gehören zum Beispiel geringes Selbstwertgefühl, übermäßiges Perfektionismus, Neigung zu Sorgen und Pessimismus.
Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht jeder, der diese Risikofaktoren hat, eine Depression entwickelt. Ebenso kann jemand ohne offensichtliche Risikofaktoren eine Depression entwickeln. Die Ursachen von Depressionen sind komplex und einzigartig für jeden Einzelnen.
Symptome
Während sowohl das Gefühl, „deprimiert“ zu sein, als auch eine „Depression“ ähnliche Symptome aufweisen können, unterscheiden sie sich in ihrer Intensität, Dauer und den Auswirkungen auf das tägliche Leben. In diesem Abschnitt gehen wir auf die Symptome beider Zustände ein.
Symptome des Gefühls „deprimiert“ zu sein
Wenn eine Person sich „deprimiert“ fühlt, können die Symptome folgende sein:
- Gefühle der Traurigkeit, Niedergeschlagenheit oder Hoffnungslosigkeit
- Frustration oder Reizbarkeit
- Interessenverlust oder Freudeverlust an Aktivitäten, die sie normalerweise genießen
- Probleme beim Schlafen oder zu viel Schlafen
- Müdigkeit oder Mangel an Energie
- Appetitveränderungen
- Schwierigkeiten bei der Konzentration oder Entscheidungsfindung
In der Regel sind diese Symptome vorübergehend und beginnen sich zu verbessern, sobald sich die Situation verbessert oder die Person Wege findet, um die Probleme zu bewältigen.
Symptome einer Depression
Die Symptome einer Depression sind ähnlich, aber sie sind in der Regel intensiver, dauerhafter und haben einen größeren Einfluss auf das tägliche Leben. Sie können einschließen:
- Anhaltende Gefühle der Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit oder des Interessenverlustes
- Reizbarkeit oder Frustration, auch bei kleinen Angelegenheiten
- Schlafstörungen, einschließlich Schlaflosigkeit oder zu viel Schlafen
- Müdigkeit und Mangel an Energie, so dass selbst kleine Aufgaben mühsam erscheinen
- Veränderungen im Appetit, einschließlich reduziertem Appetit und Gewichtsverlust, oder erhöhtem Heißhunger auf Essen und Gewichtszunahme
- Angst, Unruhe oder Rastlosigkeit
- Verlangsamtes Denken, Sprechen oder Körperbewegungen
- Gefühle von Wertlosigkeit oder Schuld, Fixierung auf Misserfolge oder Selbstvorwürfe
- Schwierigkeiten bei der Konzentration, Entscheidungsfindung und Gedächtnis
- Häufiges oder wiederkehrendes Denken an Tod, Suizidgedanken, Suizidversuche oder Suizid
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder, der eine Depression hat, alle diese Symptome erlebt. Die Schwere und Dauer der Symptome kann variieren. Wenn Sie oder jemand, den Sie kennen, eine Kombination dieser Symptome erlebt, ist es wichtig, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Mein Name ist Anatoli Bauer und ich wohne ganz im Norden von Deutschland an der Nordseeküste in Husum. 1997 bin ich mit 9 Jahren als Spätaussiedler nach Deutschland gekommen. Seitdem habe ich mich leidenschaftlich gerne mit der deutschen Sprache beschäftigt und irgendwann ist die Idee zu einer Sammlung von Erklärungen für Fachwörter und Fremdwörter entstanden. Nun befinden sich hier auf Fachwort24.net über 500 Erklärungen für Fachwörter und die Sammlung wird regelmäßig erweitert.
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