Was bedeutet ästimieren? – Aufklärung & Beispiele

Was denken Sie, wenn jemand zu Ihnen sagt: „Die eine Eigenschaft ästimiere ich besonders an Ihnen!“?

Keine Sorge, Ihr Gesprächspartner will Sie keinesfalls beschimpfen, ganz im Gegenteil:

Was bedeutet „ästimieren“?

Ihr Gesprächspartner möchte Ihnen damit lediglich vermitteln, dass er eine Ihrer persönlichen Eigenarten besonders schätzt. „Ästimieren“ bedeutet nämlich: jemanden oder etwas schätzen, anerkennen, wertschätzen, aber auch achten, akzeptieren, respektieren oder sogar würdigen bzw. ehren.

Wo kommt das Wort her?

Das Wort leitet sich ab aus dem lateinischen „aestimare“; es wurde bei den alten Römern eher in der Bedeutung einschätzen, abschätzen, bewerten und beurteilen gebraucht, auch im Sinne von einen Wert, eine (Geld-)Summe festlegen. Es kam aber ebenso in der Bedeutung „ich glaube, dass …“ oder „ich halte das für …“ vor.

Doch wenn Ihnen im alten Rom jemand gesagt hätte: „Te aestimo“, dann hätten Sie sich ebenso geehrt fühlen dürfen, wie in heutigen Zeiten, denn er hätte schlicht gesagt: „Ich schätze dich“ bzw. „Ich schätze dich hoch“.

Wo wird das Wort heute noch benutzt?

In allen Sprachen, die sich mehr oder weniger aus dem Lateinischen ableiten, ist es auch heute noch durchaus gebräuchlich. Im Französischen zum Beispiel heißt es „estimer“, im Spanischen „estimar“. Ausgerechnet die italienische Sprache als Nachfolgerin des Lateinischen hat das Wort zu „stimare“ verkürzt. in allen Sprachen hat es allerdings in etwa eine ebenso breit gefächerte Bedeutung wie seinerzeit im Lateinischen – von „bewerten“ über „einschätzen“ bis hin zu „wertschätzen“.

Doch auch das Englische kennt eine Ableitung des Begriffs: im Verb „to estimate“. Hier hat sich die Bedeutung allerdings auf den ökonomischen Aspekt reduziert: Es geht hier in erster Linie darum abzuschätzen, zu veranschlagen,zu berechnen, zu kalkulieren, einen Kostenvoranschlag zu erstellen und Ähnliches.

Wer verwendet das Wort aktuell in der deutschen Sprache?

Im Deutschen ist der Ausdruck „jemanden (oder etwas) ästimieren“ inzwischen veraltet. Ihr Gesprächspartner mag also eine Vorliebe für altmodische Formulierungen haben oder möchte deutlich machen, dass er über Bildung und einen breiten Wortschatz verfügt.

Eine weitere Möglichkeit: Er kommt aus Schwaben, aus Bayern oder aus Sachsen, wo das Wort – offenbar in der Schreibweise „estimieren“ – immer noch verwendet wird, auch in der Umgangssprache. Hat Ihr Gesprächspartner zum Beispiel vielleicht auch davon gesprochen, dass er „des Essen do gor ni äschtimiert“ hat, dann liegt die Vermutung nahe, dass er zum Beispiel aus Sachsen kommt und ihm seine Mahlzeit nicht geschmeckt hat.

Die Schreibweise „estimieren“ ist im Übrigen aus dem Französischen übernommen und nach Deutschland importiert worden.

Was gibt es sonst noch über das Wort zu sagen?

Es handelt sich um ein Tätigkeitswort, also um ein Verb, lt. Duden um ein schwaches Verb.

Wenn Sie also ästimieren in Ihren Wortschatz aufnehmen wollen, dann bitte so:

  • Ich ästimiere – du ästimierst – er, sie es ästimiert (Präsens)
  • Ich ästimierte … (Präteritum)
  • … ästimiert (Partizip II)
  • Ich werde / wurde ästimiert (Passiv)

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