Was bedeutet „Ringelpiez mit Anfassen“? – Bedeutung & Beispiel

Was bedeutet

Im Duden befindet sich folgende Erklärung: „Ein Ringelpiez mit Anfassen ist ein fröhliches, geselliges Beisammensein mit Tanz.“

Das Wort „Ringel“ bedeutet Kreis. Dieses kommt in unserer Alltagssprache sehr häufig vor. Wir haben einen Ring am Finger. Das Schweinchen hat einen Ringelschwanz. Oder wir bringen etwas in Form eines Kreises, dann ringeln wir es ein.

Beim zweiten Wortteil, nämlich „piez“, ist man sich deren Herkunft nicht ganz so sicher. Man vermutet jedoch, dass er aus dem slawischen oder altpolnischen Wort „piec“ abstammt, was soviel wie singen bedeutet. Nach dieser Übersetzung ist ein Ringelpiez wohl ein Rundgesang, im weiteren Sinn ein Rundtanz.

„Ringelpiez mit Anfassen“ – Geschichte und Beispiele:

In unserer Umgangssprache ist mit „Ringelpiez mit Anfassen“ ein fröhliches, geselliges Beisammensein mit Tanzgelegenheit gemeint. Jedoch war diese Redewendung schon im 19. Jahrhundert bekannt. Es handelte sich dabei um Tanzveranstaltungen, an dem sich die Tanzenden am Rücken, Schultern oder Händen berührten. In der damaligen Gesellschaft galt das Anfassen in der Öffentlichkeit eher als anzüglich. Das ist der Grund, warum diese Redewendung einen derben Charakter bekam.

Im derben bzw. anzüglichen Charakter blieb der Ausdruck bis heute, wenn es um die Bedeutung im sexuellen Bereich geht. Hier ist nämlich Petting gemeint. Wenn ein Kumpel den anderen mit einer gewissen Neugier fragt: „Na, wie war es den gestern mit dieser Dame?“ und womöglich noch ein lüsternes Augenzwinkern nachsetzt. Der andere Kumpel aber gelangweilt zum Ausdruck bringt: „Na, war doch nur ein Ringelpiez mit Anfassen.“ Kein Wunder also, dass bei manchen Menschen, wenn sie diese alte Redewendung hören, eine frivole Stimmung aufkommt.

Doch am bekanntesten für diesen Ausdruck sind jedoch Kinderspiele, bei denen Kinder einen Vers aufsagen und dabei im Kreis gehen. Oft halten sie sich dabei an den Händen. Solche Kindertänze kannten schon die Gebrüder Grimm, denn sie schrieben schon im 18. und 19. Jahrhundert in ihren Büchern darüber. Die Brüder sammelten Redewendungen, Bräuche und Sprichwörter, die im Volk verbreitet waren und schrieben diese nieder. Darauf ist zurückzuführen, dass es Kreistänze schon im 16. Jahrhundert gab.

Bei Erwachsenen gibt es Tänze, bei dem man sich nicht an den Händen hält, sondern die Arme um die Schultern des nebenstehenden Tanzpartners legt. Oft sieht man solche Tanzformationen bei den Folkloretänzen. In manchen Gebieten werden auch nur die Unterarme übereinandergelegt. Die Teilnehmer stehen bei fast allen Ringelpiezen eng im Kreis zusammen und die Schritte werden im Gleichklang ausgeführt. Jedem ist der griechische Sirtaki bekannt, bei dem eher rhythmisch gehüpft wird. Genau wegen dieser Folkloretänze nimmt man an, dass es diese Form des Tanzes schon in der Antike durchgeführt wurde.

„Ringelpiez mit Anfassen“ – abwertende Beispiele:

Oft wird diese Redewendung auch abwertend benutzt. Nämlich genau dann, wenn eine Tanzveranstaltung oder Unternehmungen mit mehreren Leuten als kindisch oder langweilig empfunden wurden. Eben wie ein Kinderspiel für einen Erwachsenen.

Fahrzeuge oder Flugzeuge werden spöttisch als Ringelpiez bezeichnet, wenn sie ungewollte oder zum Spaß ausgeführte Drehungen machen.

Wenn Tänzer oder Sportler dieses Sprichwort von ihren Trainern hören, haben sie ihre Schritte oder ihre Übungen schlecht ausgeführt bzw. sich nicht genug Mühe gegeben.

Aber auch für Soldaten ist dies kein Kompliment, denn wenn ein Leutnant dies zu seinen Schützlingen sagt, dann heißt es so viel wie, dass die Rekruten nicht mit dem nötigen Ernst bei der Sache sind und die Tätigkeiten beim Heer nicht ganz ernst nehmen.

Gerade in der aktuellen Zeit enthält der Ausspruch „Ringelpiez ohne Anfassen“ die Bedeutung, dass man die Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie ernster nehmen sollte.

Fazit:

Ringelpiez ist sowohl ein Tanz, als auch ein Kinderspiel, das weit bis ins 16. Jahrhundert zurückzuführen ist. In beiden Fällen wird immer im Kreis getanzt und/oder gesungen. Aber auch abwertend wird diese Redewendung in unserem Sprachgebrauch verwendet.
Den Ringelpiez gibt es in zwei unterschiedlichen Varianten, nämlich mit und ohne Anfassen. Nach dem Motto „Musik verbindet“ kommen dabei Menschen zusammen und haben Spaß und Freude. So ein Tanz stärkt das Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl.

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